Weltweit erster Minergie A/P Mastgeflügelstall

Im Frühjahr 2019 hat die Firma Globogal AG zusammen mit Partnerfirmen für die Generationengemeinschaft Leuenberger in Hellsau, den weltweit ersten Minergie A/P zertifizierten Pouletmaststall erstellt. Leuenberger’s produzieren für den grössten Schweizer Pouletmastintegrator  Micarna. Der Stall weist eine Nutzfläche von 600 m2, sowie einen Aussenklimabereich (Wintergarten) von 120 m2 auf. In Geflügelmastställen werden je nach Wärmedämmung 80 – 90% der Wärmeverluste durch die Lüftung verursacht. Dank dem von der Firma Globogal eingebauten Luft-Luft Wärmetauscher (WRG) können die Wärmeverluste halbiert werden, was seit 2012 in zahlreichen Geflügelmastställen bewiesen wurde. Um die Wärmeverluste noch weiter zu senken, liess der Bauherr seinen Stall mit massiv verbesserter Wärmedämmung errichten, mit dem Ziel, die Minergie Anforderungen zu erfüllen. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage (PV) mit einer Leistung von 70 kWp. Im Hinblick auf eine möglichst hohe Selbstnutzung des Stroms, ist der PV-Anlage ein Wasserwärmespeicher mit einem Volumen von 20‘000 Liter und ein Stromspeicher (Salzbatterie 18 kWh) angeschlossen. Die Wärme wird mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe mit einer Leistung von 41 kW generiert. Die Wärmeverteilung im Stall erfolgt über eine emissionsfreie Warmwasser-Rippenrohrheizung.

Leuchturmprojekt unterstützt durch das Bundesamt für Energie (BFE)

Der Stall wurde während einem Jahr von April 2019 bis April 2020 als Leuchturmprojekt getestet. Dabei wurden im Stundentakt alle relevanten Tier-, Energie- und Stallklimaparameter aufgezeichnet. Der durch das BFE unterstützte Monitoring Bericht liegt nun vor und bestätigt die erwarteten Energiesparpotenziale.

 

Vom Energiefresser zum Netto-Energielieferanten

Der gesamte Wärmebedarf (Heizung und Warmwasser) betrug über ein Jahr 69‘369 kWh (Normbedarf: 160‘000 kWh).  Für die Erzeugung dieser Wärme, benötigte die Wärmpumpe lediglich 18‘922 kWh. Der Wasserspeicher wurde tagsüber mit dem Stromüberschuss der PV-Anlage gespiesen,  um den für die Heizung benötigten Bedarf während der Nacht zur Verfügung zu stehen. Zudem ermöglicht der Stromspeicher ebenfalls mehr PV-Strom selber zu nutzen. Bei einer Entladung des Stromspeichers um 80% stehen pro Zyklus 14.4 kWh zur Verfügung. Damit kann der mittlere Strombedarf für die Lüftung, Licht und andere Verbraucher während rund 9 Stunden gedeckt werden. Die von der PV-Anlage produzierte überschüssige erneuerbare Energie betrug 45‘616 kWh und erfüllt damit eine Kernanforderung von Minergie A.

 

Aufteilung des gesamten Strombedarfs (%)

Die Abb. 1 zeigt die Aufteilung des Strombedarfs in diesem Stall.  Der Strombedarf für die Lüftung mit EC Blue Stromsparlüftern und das LED-Licht fiel sehr tief aus. Einsparpotential gibt es bei den Einrichtungen wie Deckenventilatoren, Hochdruck-Sprühnebelsystem, Hochdruckreiniger, Apparate im Besucherraum und allen notwendigen Antriebe im Stall.

 

Bessere Tiergesundheit dank trockener Einstreu

Durch die tiefe relative Feuchtigkeit war die Beschaffenheit der Einstreu während der ganzen Dauer der Umtriebe sehr gut. Dank der Wärmerückgewinnung und der Wärmedämmung nach Minergie, kann die Heizung spätestens ab dem 16. Produktionstag abgestellt werden. Trotzdem bleibt die Feuchtigkeit der Stallluft unter Kontrolle (siehe Abb. 2) und somit die Qualität der Einstreu bis zum Schluss der Mast einwandfrei.

 

Verlauf der relativen Feuchtigkeit in der Aussen- und Stallluft während des 7. Mastumtriebs.

In allen Umtrieben wurden bei den Tieren praktisch keine Fussballengeschwüre verzeichnet. In konventionellen Ställen wo eine Wärmerückgewinnung fehlt, wird aus Energiespargründen oft weniger gelüftet und so liegt folglich die mittlere CO2-Konzentration, vor allem in den kalten Jahreszeiten, weit über 2000 ppm. Hieraus resultiert oft eine höhere relative Feuchtigkeit, wodurch die Einstreu feucht wird, was zu schmerzhaften Fussballenverletzungen führt.

► Hier geht’s zum Monitoring Bericht vom BFE